Obersaxen 2022
Von schwierigen Entscheiden und unvergesslichen Erlebnissen

Bereits in den Tagen vor dem SIMM-Wochenende studieren wir wie wohl die meisten Teilnehmer interessiert den Wetterbericht. Wir alle wissen, wie viel einfacher und schöner ein SIMM bei trockener Witterung ist. Und Petrus scheint ein Gebirgsmarathonfan zu sein und lässt uns entsprechend nicht im Stich. Die Aussichten auf das Wettkampfwochenende versprechen Gutes.
Mit entsprechend grosser Vorfreude reisen wir früh am Samstagmorgen nach Obersaxen. Dank gewohnt guter Organisation seitens der fleissigen SIMM-Helfer klappt die Registration reibungslos.
Nun liegt es an uns, vor dem Transport an den Startort noch die letzten entscheidenden Fragen zu beantworten: Wie viele Energieriegel wollen bzw. müssen wir mitnehmen? Reicht der leichte Schlafsack oder braucht es den warmen? Lohnt es sich, die Stöcke mitzunehmen? Alles Fragen, deren Antworten für das Gelingen des Wochenendes entscheidend sein können. Bereits im Shuttlebus zum Startort scannen wir die Rucksäcke der anderen Teilnehmenden und stellen erleichtert fest, dass unsere Packung durchaus dem Durchschnitt unserer Mitstreiter entspricht. Die ambitionierten Teams erkennen wir sofort an den fast unglaublich kleinen Rucksäcken: Diese Läufer haben wohl kaum mehr eingepackt, als von der Organisation vorgeschrieben wird. Auf Luxus verzichten diese Teams vollends.
Ganz anders sehen die Rucksäcke einiger anderer Wettkämpfer aus: Mindestens ein dreifaches Volumen im Vergleich mit den „Spartanen“ und allerlei überraschende Gegenstände baumeln aussen an den Riemen: Ersatzschuhe, Schwingbesen, Badetuch, Glasflaschen - wie spannend wäre es erst, wenn wir einen Blick in diese Rucksäcke erhaschen könnten...!
Viele Läuferinnen und Läufer begrüssen sich freudig - ein jährliches Wiedersehen der SIMM-Familie. Einige der Teilnehmer sind bereits seit Jahren dabei. Erfreulich viele Teilnehmer weisen die Familienkategorien aus: Mutter und Tochter, Götti und Göttibub, Vater mit zwei Söhnen etc.
Der Start aller Kategorien erfolgt gleichzeitig um 10.30 Uhr. Das Feld zieht sich rasch in die Länge; bereits auf den ersten Posen müssen nämlich viele Höhenmeter bewältigt werden. Das sonnige Wetter trägt zudem dazu bei, dass schon nach kurzer Zeit der Schweiss fliesst. Wir freuen uns besonders, wenn wir die sogenannten Funkposten erreichen. Dort warten nämlich die freundlichen Helfer und wir nehmen uns gerne Zeit für einen kurzen Schwatz mit ihnen. Weniger Freude bereiten uns (und besonders unseren Füssen) die langen Hangtraversen. Aber auch dies gehört zum SIMM. Spätestens jetzt sind wir sehr froh, dass wir uns zu Mitnahme der Wanderstöcke entschieden haben. Mehrmals müssen bzw. dürfen wir eine Routenwahl diskutieren; ich bin dabei unendlich froh, mich auf die Erfahrung meiner Teamkollegin verlassen zu können. So vermeiden wir wiederholt unnötige Höhenmeter. Nicht alle haben dieses Glück und erzählen uns am Abend von kleineren, grösseren oder sehr grossen Umwegen.
Entsprechend treffen die Teams zu unterschiedlichsten Zeiten auf der Alp Nova, gemäss der Karte unserem Tagesziel, ein. Neben der Alp wächst nach und nach die Zeltstadt. Auch hier werden die unterschiedlichsten Ansprüche sichtbar: Diese reichen vom geräumigen Kuppelzelt bis zum winzigen Einpersonenzelt, in welches sich schliesslich doch zwei Personen reinmanövrieren.
Nach einem Bad im nahen Bach kehren bei uns die Lebensgeister zurück. Besonders freuen wir uns darüber, dass der Älpler Käse verkauft und wir damit unser Essen aufpeppen können. Wie viele andere Teams haben nämlich auch wir auf ein mehrgängiges Gourmetessen verzichtet und stattdessen einfache Pasta im Rucksack mitgetragen.
So verbringen wir einen kurzweiligen Abend zwischen den Zelten und geniessen die Sonne, welche wunderbar lange den Zeltplatz erreicht. Sobald die Sonne allerdings untergeht, wird es rasch kühl und fast alle Teilnehmer ziehen sich ins Zelt zurück.

Wir empfinden die Nacht überraschend kühl und sind besonders froh, dass wir im Gegensatz zu anderen Teilnehmern ein Schlafmätteli mitgebracht haben. Meinen warmen Schlafsack vermisse ich in dieser Nacht allerdings immer wieder; so richtig wohlig ist der mitgebrachte dünne Schlafsack nicht wirklich.
Wie vom Älpler und den Organisatoren angekündigt werden wir frühmorgens um 4.30 Uhr von den Kühen geweckt, welche fürs Melken zur Alp getrieben werden. Eine angenehme Art, den Tag zu beginnen!
Ab 7.00 Uhr sind bereits wieder die ersten Starts geplant. Kurz vorher wächst die Schlange vor den Toitois und besonders für einige Teams, welche aufgrund ihrer guten Platzierung am Vortag zum Jagdstart dürfen, wird die Zeit knapp. Einige müssen bereits auf dem - zum Glück kurzen - Weg zum Start einen Sprint einlegen.
Wie bereits am Vortag erwartet uns auch heute Sonnenschein und tolle, abwechslungsreiche Landschaft. Wir betonen unterwegs mehrmals, dass es eigentlich fast schade ist, diese Umgebung nicht wirklich in Ruhe geniessen zu können. Sowohl Routenwahlen wie auch das anspruchsvolle Terrain erfordern nämlich unsere ganze Konzentration. Wieder führen die Routen oft über unwegsame Kuhweiden. Die Kühe bestaunen unser Treiben argwöhnisch. Sie sind wohl froh, nach diesen zwei Tagen ihre Weiden wieder für sich alleine zu haben.
Die ersten Posten befinden sich in einer Höhe über 2000 m.ü.M.; später am Tag geht es talwärts und damit zurück in die noch wärmeren Gebiete. Nach mehreren Stunden Laufzeit (auch in den sogenannten „Light“-Kategorien!) sind am Schluss wohl alle froh, als in Surcuolm das Ziel in Sichtweite kommt und im Ziel erfrischende Getränke gereicht werden. Nach dem Passieren der Ziellinie werden wir aufgefordert, unsere vorgeschriebene Notration Essen sowie unsere Taschenlampe inkl. Batterien vorzuweisen. Auch diese letzte Aufgabe stellt kein Problem dar und nun können wir uns uneingeschränkt freuen.
Nach dem Überqueren der Ziellinie machen sich bei uns diverse Körperteile bemerkbar, welche während dieser beiden Tage stark beansprucht wurden. Der Gangart einiger anderer Finisher nach zu beurteilen sind wir damit wohl nicht die Einzigen. Uns wird wohl in den nächsten Tagen noch ein Andenken in Form von Muskelkater und Blasen an den Füssen an den Anlass begleiten. Viel intensiver werden allerdings die schönen Erinnerungen an das tolle Wochenende nachklingen.
Angeregt tauschen wir uns auf dem Schulhausplatz in Surcuolm mit anderen Teilnehmenden über das Erlebte aus; besonders intensiv werden die Routenwahlen besprochen. Gleichzeitig kommen während Stunden immer wieder neue Teams ins Ziel - alle werden mit Applaus ins Ziel begleitet.
Das OK schliesst dieses Wochenende mit einer sympathischen Siegerehrung in der Turnhalle ab. Nicht nur die Schnellsten können sich als Sieger bezeichnen - alle, welche teilgenommen haben, haben eine grosse Leistung vollbracht. Trotz den oben bereits beschriebenen „Wehwechen“ werden da und dort bereits Pläne für die nächste Austragung des SIMM geschmiedet. Diese findet am 12./13. August in Adelboden statt. Bist du auch mit dabei?
Wir danken den Organisatoren, welche Jahr für Jahr die immense Arbeit für diesen Anlass auf sich nehmen, von ganzem Herzen: Ihr seid grossartig!
Ursina Accola und Yvonne Welti