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Swiss International Mountain Marathon
Erlebnisbericht

Flumserberg 2017

Eine Herausforderung der Superlative
Die Region Flumserberge hat als Laufgebiet des 42. Swiss International Mountain Marathons begeistert – bereits zum dritten Mal in der Geschichte. Die Teilnahme als Novizenteam hatte es in sich. Ein Erlebnisbericht.
von Jörg Greb*
Sich mit Karte und Kompass durch eine Stadt oder ein Dorf navigieren – das hat uns schon verschiedentlich herausgefordert und begeistert. Der Wald aber, das eigentliche Terrain der Orientierungsläufer, überfordert uns. Und nun dieses Angebot: ein Berg- Langdistanz-OL, mit einem mehrstündigen Wettkampf am Samstag und am Sonntag. «Das Programm richtet sich an Zweierteams und keineswegs nur an hartgesottene OL-Spezialisten», versichern uns die Organisatoren. Also versuchen wir es. Wir, das sind Vater und Tochter. Eine zentrale Frage: welche Kategorie: OL oder Trail? Durchs Gelände oder entlang von Wegen und Pfaden? Und: die lange oder kurze Variante? Oder die zusätzlich reizvolle Variante «Score», also das Ansteuern verschiedener Kontrollposten mit unterschiedlicher Punktezahl und beschränkter Wettkampfzeit – mit dem Ziel eines möglichst hohen Gesamttotals. Der Entscheid fällt auf das Programm mit den tiefsten Anforderungen: Trail kurz. Rasch zeigte sich: Das war die richtige Wahl. Mit vollgepacktem Rucksack (Zelt, Mätteli, Schlafsack, Ersatzkleidung, Verpflegung für zwei Tage, Erste-Hilfe-Set, Trillerpfeife) am Rücken, eingepackt in Funktionskleider und Plastikpelerine geht es Richtung Prodkamm auf 1945 Metern Höhe auf den Weg. Die erste Herausforderung stellte nicht die Kälte und der Regen dar, sondern Matsch auf den (Kuh-) Trails.
Die Aussicht
Kurze Pause
Karte lesen im Regen
Aussicht geniessen

Rutscher und Alpenrosen

Hinauf und hinunter gings. Maschgenkamm, Zigerfurgglen; Hoch Gamatsch. Rutschpartien und den einen oder anderen harmlosen Sturz gab es zu meistern. Und immer wieder Begegnungen mit anderen Equipen. Gross das Staunen, mit welcher Leichtigkeit die Leistungsstarken unterwegs waren. Immer wieder wird aus dem Rucksack verpflegt: Schliesslich wurde dieser leichter bei allem Gegessenen und Getrunkenen, inklusive verbrannter Kalorien zu Hauf. Der Camport auf der Alp Fursch auf 1792 m ü. M. wird bereits Mitte Nachmittag erreicht – müde, aber erfüllt. Zelt aufstellen, Energie auftanken durch das Brutzeln eines Couscous-Fertiggerichtes, Waschen, Einrichten. Reger Austausch mit andern, und dann, obwohl noch kaum Nacht, sich hinlegen und schnell einschlafen. Denn bereits um 5.30 Uhr weckt eine Megafonstimme die Teilnehmer, gefolgt von zwei Knallern. Die Kategorienbesten starteten nach den Rückständen des Vortages ab 7:00 Uhr. Greb/Greb machten sich mit den weniger Erfolgreichen um 8:00 Uhr beim Massenstart auf den Weg. Nochmals steile Hänge hoch und hinter, jetzt bei bestem Wetter und freier Sicht auf den imposanten Spitzmeilen (2501 m ü. M.): Der zweite Tag forderte doppelt. Waren wir an Tag eins gut dreidreiviertel Stunden unterwegs, addierten sich nun gut fünfeinhalb Stunden. Und trotz ansehnlichem Fitnessstand kamen wir geistig und körperlich ans Limit. Folge: ungünstige, sprich falsche Entscheide. Höhenunterschiede werden zu wenig erkannt oder es wird direkt in unwegsames Gelände mit Felsbrocken, «Alpenrosenplantagen », Sumpf und unwegsamen Alpweiden gelaufen. Zudem bremsten wir uns gegenseitig: Die Achillessehne bremste die eine beim Bergaufsteigen, und der andere war gehemmt im Abfallenden.

Adventure Race mit Grips

von den Besten zu erfahren, dass auch sie mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. So sagte Gion Schnyder vom Siegerteam der anspruchsvollsten OLKategorie nach seinen 10:23:65 Wettkampfstunden: «Zum Glück müssen wir nicht mehr weiter hinunterlaufen, das fuhr derart in die Beine.» Und Arianne Gutknecht, die ausdauererprobte Multisportlerin mit Ironman-, Infernound Gigathlon-Siegen, lachte nach ihrem zweiten Platz und 9:07:06 Stunden in der anspruchsvolleren Trail-Kategorie und meinte: «Zum Glück befanden sich unsere Posten praktisch am Wegrand. So konnten wir keine grossen Fehler beim Kartenlesen begehen. » Und sprach «von einem Adventrue Race mit Grips». Nur Ellis Sallisbury strahlte lauter Begeisterung aus. Die Waliserin hatte mit diesem Rennen ihren insgesamt 100. Mountain Marathon bestritten. Sie wandte sich an ihren Partner Adrian Moir und sagte: «Wir waren zuerst eine Equipe, wurden Partner und kommen so immer wieder zu wunderbaren Erlebnissen. » Insgesamt erreichten am diesjährigen Swiss International Mountain Marathon in Flumserberg 119 Teams das Ziel. Dies entspricht einer deutlichen Teilnehmerzunahme im Vergleich zu den letzten Jahren. Vor einem Jahr nahmen nur 74 Equipen teil. Nächstes Jahr findet der Simm in Beatenberg BE statt.
*Jörg Greb ist freischaffender Journalist und begeisterter Natursportler. Für den «Sarganserländer » teilt er seine Eindrücke als aktiver Teilnehmer des Swiss International Mountain Marathons mit.